Zur Geschichte der Filmproduktion von Post und Telekom
in: DAS ARCHIV, Heft 2/2004
Die Beförderung von Briefen und Paketen, die Einführung der Postleitzahlen, die Funktion und Geschichte des Fernsprechers oder die Entwicklung neuester Nachrichtentechnologie – über nahezu alle Bereiche des Post- und Fernmeldewesens gibt es Filme. Im Auftrag der Filmstellen der Post wurden Betriebsabläufe dokumentiert oder kurze Geschichten in bewegten Bildern erzählt. Zur Information der Kunden, zur betriebsinternen Fortbildung und natürlich als Werbung. Zunächst im Kino, seit den 60er-Jahren auch im Fernsehen vermitteln populäre Darsteller die Botschaften von der Zuverlässigkeit des Briefträgers und vom atemberaubenden Tempo des Nachrichtenverkehrs.
Seit die Gebrüder Lumiere im September 1895 den ersten kurzen Kinofilm auf die Leinwand brachten, fasziniert das Medium Film die Menschen. Bald nutzte die Wirtschaft die suggestive Wirkung der bewegten Bilder für Werbezwecke. Um 1910 gab es die ersten Industriefilme in Deutschland, die zunächst vor allem Fachleuten auf Messen und Ausstellungen im In- und Ausland vorgeführt wurden (Schaller 1997). Die Deutsche Reichspost gab einen Film zum Thema Briefbeförderung in Auftrag, der 1912 auf dem Deutschen Kinokongress zu sehen war. Zehn Jahre später wurden Filme über die Beförderung von Briefen und Paketen, den Kraftpostbetrieb, den Postscheckverkehr sowie den Schlitten- und Skipostverkehr auf der Deutschen Gewerbeschau in München gezeigt. Für die Deutsche Verkehrsausstellung 1925 in München entstanden weitere Filme zum Postwesen: über den Kraftfahrdienst, den Postladebahnhof in Stuttgart, den Seepostbetrieb auf deutschen Dampfern und die Vorteile eines Postscheckkontos (Goebel 1953). Vermutlich der älteste heute noch im Bundesfilmarchiv vorhandene Film ist Hinter den Kulissen der Deutschen Reichspost von 1924, der „die hauptsächlichsten Zweige des Postbetriebsdienstes“ erläutert. Die genannten Filme entstanden im Auftrag des Reichspostministeriums, das die Filme finanzierte und auch die Gestaltung beurteilte. Gedreht wurden sie von externen Herstellerfirmen. 1932 richtete die Post die erste Film(verleih)- stelle bei der Unterrichtsabteilung des Reichspostzentralamts (RPZ) ein. Den geringen Filmbestand ergänzte sie durch Ankäufe bei der Fernmeldeindustrie, privaten Herstellern von Kultur- und Lehrfilmen sowie der Reichsbahn. Die Bahn besaß bereits seit 1925 zwei Filmstellen in Berlin und Nürnberg. Der Stummfilm Postbeförderung Deutschland–Amerika mit der Bremen war eine erste Koproduktion, den die DRP zusammen mit der Norddeutschen Lloyd finanzierte. Danach folgten Pakete gehen auf Reisen von 1932 und Briefe fliegen über den Ozean, kofinanziert von der Deutschen Lufthansa. Im August 1935 stellte der damalige Filmreferent und spätere Leiter der Reichsfilmstelle Gerhard Goebel die ersten dokumentarischen Aufnahmen eines fahrenden Fernsehsenders auf einer alten Zeiss-Ikon-Handkamera her. Diese Aufnahmen wurden in den Kulturfilm Das Auge der Welt eingeschnitten, der Technik und Betrieb des Fernsehens in den 30er-Jahren dokumentiert. Gegen Ende der 30er-Jahre zeigte sich, dass die Organisation und Ausstattung der bisherigen Filmstelle im Reichspostzentralamt den neuen politischen Gegebenheiten nicht gerecht wurde. Eine ständige „Fühlungnahme mit den zuständigen Filmaufsichtsstellen des Reiches“ wurde erforderlich, eine straffe Organisation sollte geschaffen werden (Hauenschild 1940). Im Oktober 1939 verfügte der Reichspostminister Dr. Wilhelm Ohnesorge die Einrichtung einer Reichspostfilmstelle, die eine Villa in Berlin-Dahlem bezog. Das Grundstück war groß genug für Außenaufnahmen; es gab einen für Synchronisationen präparierten Mustervorführraum, ein Bildatelier, einen Tonmeister- und Schneideraum, ein Trickatelier sowie Kameras und sonstige Ausstattung. Die eigene Filmproduktion der Reichspostfilmstelle umfasste vor allem Kurzspielfilme wie Wer fuhr IIA 2992. Daneben wurden so genannte Arbeits- und Werbefilme hergestellt, wie Kein Brief ohne Postleitzahl sowie 1943 Weil ich hier bleiben muss!, ein Film, der Frauen auf die Pflicht zur Kriegsarbeit bei der Post hinwies. Die zweckmäßige Nutzung des Fernsprechers in Kriegszeiten propagierte der Film Wenn – dann bitte kurz!
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