Aspekte telefonischer Kommunikation
Ausstellung, Museum für Kommunikation, Frankfurt 2000
Einheit im Wandel
Der „Blumen-Kranz“
Im Turm der unbegrenzten Möglichkeiten
Vorstand Jürgen Gerdes ist 30 Jahre bei der Post
in: DAS ARCHIV, Nr. 3/2014
Nicht auszumalen, was aus Jürgen Gerdes hätte werden können. Aber zum Fußball-Profi hat es nicht ganz gereicht, und diese Karriere wäre ja auch schon vorbei. Seine Laufbahn bei der Post dagegen ist wohl noch nicht auf dem Höhepunkt: Jürgen Gerdes ist 50, und er hat noch einiges vor. Seine Eltern, deren Rat er wenigstens zweimal im Leben gefolgt ist, dürften zufrieden sein mit ihrem Sohn, der eigentlich einst vor allem eines nicht wollte: zur Post.
Auf Wunsch der Mutter bewarb er sich trotzdem um einen Ausbildungsplatz bei der Postfachschule in Dieburg. Vergeblich die Hoffnung, sie würden ihn nicht nehmen, weil sich ja mehr als tausend andere um die knapp bemessenen Plätze rissen: Die Zusage kam prompt. Halbe Sachen sind nicht sein Ding, und so nahm er wissbegierig mit, was es in den Monaten in der Postführungskräfteschmiede zu lernen gab. Nach der Bundeswehr dann ein erstes Jahr bei der Post in Dortmund und schließlich das ersehnte BWL-Studium in Münster. Dort lehrten Heribert Meffert, der dem Bereich Marketing in Deutschland zu Renommee verholfen hatte, und Klaus Backhaus, ebenfalls ein Experte auf diesem Gebiet. In den Semesterferien verdiente Jürgen Gerdes Geld beim „gelben Riesen“, nach der Wende auch für einige Monate im Osten. Dort gab es Zulagen, aber auch hin und wieder Ärger, denn nicht alle DDR-Postler hatten ein offenes Ohr für die Ansagen junger Westkollegen. (…)
Sehnsucht nach Bombay
Bilder und Erinnerungen des Hamburger Fotografen Jörg Böthling
in: DAS ARCHIV, Nr. 4/2014
Im Februar 1988 ging Jörg Böthling in Hamburg von Bord der „MS Berlin“, um in der Hansestadt ein neues Leben zu beginnen. Es war ein Handelsschiff der ostdeutschen Deutfracht Seereederei (DSR), das er mit unauffällig leichtem Gepäck verlassen hatte für den „kurzen Landgang“. Dass er nicht wiederkam, das war keine Arbeitsverweigerung, kein „Einfach-den-Job-Hinschmeißen“ − das war Republikflucht. Mitgenommen hatte der 25-jährige Matrose kaum mehr als das, was er am Leib trug. Eine kleine Tasche, darin seine Schwarz Weiß-Negative mit Bildern, die in den Jahren zuvor entstanden waren, als er auf Handelsschiffen Westafrika, Asien und dort insbesondere Indien und Bombay kennengelernt hatte. Bombay − seit 1996 offiziell umbenannt in Mumbai −, so hieß die Stadt, als er 1985 erstmals dort war. Die Engländer, die 1661 die Macht übernahmen, hatten das zuvor portugiesische Bom Bahia, „die gute Bucht“, so genannt.
Dass er eines Tages reisen würde, das war dem gebürtigen Wismarer gewissermaßen in die Wiege gelegt, denn auch sein Vater fuhr zur See; deshalb war ihm schon in der Schule klar, dass er eine maritime Laufbahn einschlagen wollte. Er machte Abitur und wurde Matrose an Deck, war auf Schiffen unterwegs und sah viel von der Welt.
Vielleicht war es Neugier, vielleicht Schicksal, dass er zwei Jahre zuvor schon einmal ein Schiff verlassen hatte und sein Leben eine Wende nahm. 1986 war das, am Osterwochenende, als sie während einer Indienfahrt mit dem Handelsschiff „MS Schwerin“ in den Indira Docks in Bombay lagen. Er wollte raus, nur ein kleiner Landausflug mit einem Kollegen, aber da fiel sein Blick auf ein indisches Marineschiff im Trockendock, an dem Hunderte Inder am Schiffsrumpf hämmerten und sich zu schaffen machten. Klar wusste er, Fotografieren war in indischen Häfen verboten, aber das Motiv war verlockend, die Kamera hatte er dabei – und da war auch schon der Polizeijeep und hielt sie an. Der Vorwurf lautete „Verdacht auf Spionage“. Das brachte ihnen zunächst zwei Tage in der Yellow-Gate-Polizeistation am Hafen ein, bis die zwei Matrosen gegen Kaution entlassen wurden und sich wieder frei bewegen durften – in Bombay, und nur in Bombay. (…)
Unterwegs mit hohen Tieren
Der Fotograf Christian Dalchow
in: DAS ARCHIV, Nr. 4/2012
Christian Dalchow beantwortet die Frage, ob er früher ausschließlich für die Post fotografiert hat, so: „Nein, denn so gut bezahlt war das nicht, und es lagen ja auch oft Monate zwischen den Aufträgen, außerdem waren diese Bilder ja über den Tag hinaus nicht weiter verwertbar.“ Es war wohl 1983/84, als der Kölner Fotograf Minister Christian Schwarz-Schilling kennenlernte, für eine Art Home Story in der Bild am Sonntag. Zu dem Zeitpunkt lagen schon fast 20 Jahre als freier Fotograf hinter ihm, und mit der Post gab es bis dato beruflich wenig Berührung.
Seinen „Durchbruch“, wenn man so sagen will, beim Fotografieren hatte Christian Dalchow in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1967. Ob er sich vorstellen könne, im Kölner Dom − wo Bundeskanzler Konrad Adenauer aufgebahrt lag − die Atmosphäre einzufangen, fragte man ihn bei der Kölner Rundschau. Beherzt nahm er den Auftrag an und lieferte Fotos, die zu seiner Eintrittskarte wurden bei der Kölner Rundschau. Nachdem im Herbst 1967 Der Mittag sein Erscheinen eingestellt hatte, ein Boulevardblatt, für das er zuvor mit der Kamera unterwegs gewesen war, wurde die Rundschau für drei Jahre seine berufliche Heimat.
Eine Ausbildung als Fotograf hat der gebürtige Berliner nicht. Er hatte lange studiert, „wie das damals so war“, Germanistik und Theaterwissenschaft, und wollte eigentlich als Dramaturg zum Theater. Von daheim gab es wenig Geld, aber er verdiente während des Studiums etwas dazu mit dem Fotoapparat. Als der Professor dann seine Doktorarbeit über „Don Juan in der europäischen Literatur“ zu kompliziert fand und ihm ein anderes Thema anbot, war die Entscheidung schon fast gefallen: Noch mehr Theorie, das war ihm zu langweilig. Bei der Rundschau gab es gutes Geld, und dann ging die Karriere auch schon los. In den folgenden Jahren hat sich Christian Dalchow als freier Fotograf etabliert, und das blieb er, bis heute. Nebenher hat er damals weiter Vorlesungen besucht: Psychologie, Kriminologie, kreuz und quer alles, was ihn interessiert hat. (…)
Anschluss unter Mickey Maus Nummer ….
Vordenker mit Weitblick
Frank Appel ist seit 15 Jahren bei der Deutschen Post
in: DAS ARCHIV, Nr. 3/2015
Kaum ein journalistisches Metier – Sport ausgenommen – zeigt sich so begeistert von Listen und Rankings wie Wirtschaftsblätter. Das betrifft auch Unternehmensvorstände, zumal die Vorstandsvorsitzenden. Wer verdient wie viel, wer hat was und wie lange studiert, wer arbeitet mindestens oder mehr als 20 Stunden am Tag, wer konnte seine Medienpräsenz steigern? Das Ansehen und der Erfolg eines Unternehmens werde, so heißt es, „mehr und mehr vom öffentlichen Profil seiner Führungspersönlichkeiten bestimmt“. Wer ist wie groß, wer wie sportlich, wer kleidet sich modisch oder nicht? Gut aussehende Vorstände treiben angeblich den Aktienkurs ihres Unternehmens nach oben.
Frank Appel, seit 15 Jahren bei der Post, seit sieben Jahren als Vorstandsvorsitzender, wird als Chef des Logistik-Konzerns in den Medien oft gerankt: Er ist groß, verdient sehr gut und kleidet sich gediegen. Wer mag, kann rätseln, wie das Thema seiner Dissertation lautet: a) „Zwischen biederen Fugen und atonalen Ausschweifungen: Neue Musik an den Hochschulen für Musik der DDR in den 1960er-Jahren“ oder b) „Importance of the immunoglobulin-like domains and the fibronectin type III homologous repeats of the neural cell adhesion molecule L1 for neurite outgrowth, cell body adhesion and signal transduction“. Antwort b ist richtig, wie Harvard Business Manager herausgefunden hat. Eine fachliche Empfehlung für eine Postkarriere ist auch dieses Thema nicht, eher ein Hinweis, dass Appel auf der Spiegel-Liste der „Verständlichkeit der Rhetorik von Konzernchefs“ weiter hinten landen musste.
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„Life is for sharing“
Die Kunstsammlung der Telekom
in: DAS ARCHIV, Nr. 2/2015
Die ART COLOGNE war dieses Jahr wieder ein voller Erfolg – so die Veranstalter. Mehr als 200 Händler aus vielen Ländern boten Werke der Klassischen Moderne, der Nachkriegskunst und der Zeitgenössischen Kunst, „ein hochkarätiges Angebot“, zum Verkauf. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Galerien signalisierte die Farbe Magenta, dass nicht nur professionelle Kunsthändler in den Hallen am Rhein ihre Kojen hatten: Die Art Collection Telekom präsentierte als aktuelle Neuerwerbungen Arbeiten von Ksenia Gnilitska und Volodymyr Kuznetsov. Diese stammten, so der Konzern in einer Pressemitteilung, aus der Ukraine und seien Teil der Gruppe R.E.P. (Revolutionary Experimental Space), „die bereits 2004 in der Aufbruchsstimmung der Orange Revolution gegründet wurde“.
Ohne Amt, „naturgemäß“?
Frauen im einfachen und mittleren Dienst bei der Deutschen Reichs- und Bundespost
in: DAS ARCHIV, Ausgabe 1/2013
„Was soll uns der ergebungsvolle, das Verlöschen herbeisehnende Buddhismus, die wir eine hochentwickelte Wissenschaft und märchenhafte Technik besitzen und doch noch ein gutes Teil altgermanischer Kampfesfreudigkeit in uns fühlen!“, wundert sich der Autor Dr. Georg Biedenkapp im Posthorn im Juli 1904. Spiritismus, Theosophismus, Buddhismus, Fechnerismus und die Lehren von den Sternenseelen, so konstatiert er in der „Illustrierten Zeitschrift für Belehrung und Unterhaltung“, seien neuerdings Mode. Verwundert nimmt er die Neigung der wenig Gebildeten zur Kenntnis, sich an „diese Strömungen der Zeit“ − im Schauerlichen, im Geheimnisvollen, im Rätselhaften und Mystischen zu verlieren. Dem, so der Autor, hätten auf Dauer weder Schopenhauer noch Nietzsche etwas entgegen zu halten. Für ihn ist Eugen Dühring der einzige, der durch die „Klarheit und Festigkeit seiner Weltanschauung“ in der Lage sei, „sichere Führung“ zu bieten. Dühring war Antisemit. Er sah in der „Rasse“ das Ergebnis der „natürlichen Entwicklung“ der Menschheit, und im Autor des Posthorn hat er darin einen begeisterten Anhänger: Jetzt, wo die Erde beginne, klein zu werden, ja, man sie ein Dorf nenne, läge die „Rassentheoretik“ naturgemäß in der Luft.
Natürlich billiger?
Das Posthorn, 1904 im dritten Jahrgang publiziert, erscheint zweimal monatlich mit einem Sammelsurium aus Novellen, Erzählungen, Humoresken, Beiträgen aus Naturwissenschaft und Technik, aus Reisebeschreibungen − gern aus den deutschen Kolonialgebieten − und, adressiert an die Angehörigen der Reichspost, der Rubrik „Vom Poststammtisch“. Das „Naturgemäße“ beschäftigt Autoren und Leser nicht nur im Hinblick auf vermeintlich überlegene oder kulturfeindliche Rassen. In der Ausgabe vom Februar 1904 findet sich ein humoristisch vorgetragener Artikel „Zur Naturgeschichte des Postmenschen“, der auch die homines postalici femininis“ umfasst, die weiblichen Postangestellten: „Infolge des netten Aussehens der femininis spricht man von ihnen als von Puppen – und da sie auch meist den Draht bedienen, so nennt man sie auch Drahtpuppen. […] Eine Begattung, d.h. die Verehelichung mit einem Gatten, ist ihnen strengstens untersagt und zieht unweigerlich Dienstentlassung nach sich. Die Weibchen verbreiten sich in neuerer Zeit sehr rasch und verdrängen die Männchen“, heißt es dann weiter, und dass sie schon deshalb sehr gesucht seien, „weil sie für weniger Geld zu haben sind“. Ein ausgewachsenes Weibchen koste 1 100 Mark, das Männchen sei nicht unter 1 500 zu haben.
Zu dieser Zeit arbeiten bereits mehrere Tausend Frauen bei der Reichspost, und „natürlich“ verdienen sie weniger als die Männer. 1897 hatte beispielsweise die OPD Magdeburg fast 10 000 Mark eingespart, indem sie statt männlicher Beamter weibliche Fernsprechgehilfinnen beschäftigte. Bei der OPD Hamburg verdienten sie 1901 ungefähr 70 Prozent des männlichen Hilfsarbeiterlohns.
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