Der Fotograf Christian Dalchow
in: DAS ARCHIV, Nr. 4/2012
Christian Dalchow beantwortet die Frage, ob er früher ausschließlich für die Post fotografiert hat, so: „Nein, denn so gut bezahlt war das nicht, und es lagen ja auch oft Monate zwischen den Aufträgen, außerdem waren diese Bilder ja über den Tag hinaus nicht weiter verwertbar.“ Es war wohl 1983/84, als der Kölner Fotograf Minister Christian Schwarz-Schilling kennenlernte, für eine Art Home Story in der Bild am Sonntag. Zu dem Zeitpunkt lagen schon fast 20 Jahre als freier Fotograf hinter ihm, und mit der Post gab es bis dato beruflich wenig Berührung.
Seinen „Durchbruch“, wenn man so sagen will, beim Fotografieren hatte Christian Dalchow in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1967. Ob er sich vorstellen könne, im Kölner Dom − wo Bundeskanzler Konrad Adenauer aufgebahrt lag − die Atmosphäre einzufangen, fragte man ihn bei der Kölner Rundschau. Beherzt nahm er den Auftrag an und lieferte Fotos, die zu seiner Eintrittskarte wurden bei der Kölner Rundschau. Nachdem im Herbst 1967 Der Mittag sein Erscheinen eingestellt hatte, ein Boulevardblatt, für das er zuvor mit der Kamera unterwegs gewesen war, wurde die Rundschau für drei Jahre seine berufliche Heimat.
Eine Ausbildung als Fotograf hat der gebürtige Berliner nicht. Er hatte lange studiert, „wie das damals so war“, Germanistik und Theaterwissenschaft, und wollte eigentlich als Dramaturg zum Theater. Von daheim gab es wenig Geld, aber er verdiente während des Studiums etwas dazu mit dem Fotoapparat. Als der Professor dann seine Doktorarbeit über „Don Juan in der europäischen Literatur“ zu kompliziert fand und ihm ein anderes Thema anbot, war die Entscheidung schon fast gefallen: Noch mehr Theorie, das war ihm zu langweilig. Bei der Rundschau gab es gutes Geld, und dann ging die Karriere auch schon los. In den folgenden Jahren hat sich Christian Dalchow als freier Fotograf etabliert, und das blieb er, bis heute. Nebenher hat er damals weiter Vorlesungen besucht: Psychologie, Kriminologie, kreuz und quer alles, was ihn interessiert hat. (…)